Herbsteszeit

Ein neuer Beitrag von Martin

Auch ein Beitrag zum Erntedankfest:

„Und kam die goldene Herbsteszeit…“ (Theodor Fontane)

Wer kennt ihn nicht, den freundlichen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, der zur Erntezeit die Kinder seines Dorfes mit den Früchten des Birnbaumes aus seinem Garten erfreut.


Und kam die goldene Herbsteszeit und die Birnen leuchteten weit und breit, da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl, der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, so rief er: »Junge, wiste ‘ne Beer? Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn“.

 

Viele Schülergenerationen haben diese Ballade von Theodor Fontane lernen müssen, und viele in die Herbsteszeit ihres Lebens Gekommene erinnern sich immer noch gerne daran, auch wenn die Gegenwart für sie oft gar nicht golden aussieht.


So ging es viel Jahre, bis lobesam der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. Es war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab“.

 

Der Alte fühlt sein Ende nicht nur, er sieht über diese Grenze hinweg.
Er plant, als wüsste er, wie es weitergeht.
Ist das die Gelassenheit des Glaubens, die durch den Horizont sehen kann?
Wir Hospizler*innen dürfen eine solche Haltung gelegentlich auch erleben, meistens aber ist es ganz anders.
Da wird geweint, da ist Trauer. Da sind Schmerzen und trostlose Einsamkeit.

Gegen allen Augenschein will ich daran festhalten, auch für die Menschen, die ich bis an ihr Lebensende begleiten darf:
Da ist auch Gnade, und für viele das dankbare Bewusstsein eines erfüllten Lebens!

Den Angehörigen bleiben die Erinnerungen,
ein „Paradies, aus dem sie nicht vertrieben werden können“.


Und die Jahre gehen wohl auf und ab, längst wölbt sich ein-Birnbaum über dem Grab. Und in der goldenen Herbsteszeit leuchtet’s wieder weit und breit. Und kommt ein Jung übern Kirchhof her, so flüstert’s im Baume: »Wiste ‘ne Beer? « Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn, kumm man röwer, ick gew’ di ‘ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“

Auch wir sind gesegnet,
wenn wir uns
in Dankbarkeit
an unsere Verstorbenen
erinnern.

Martin R.

Als Zusatz gibt es noch eine handgefertigte Kalligraphie von Martin

Picture of Patrick L.

Patrick L.