von unseren Mitgliedern

Ein Beitrag von A. Dix

25.04.2023

If tears could build a stairway
And memories a lane
I`d walk right up to heaven
And bring you home again

Treppenstufen

Welche Stufe in Deinem Leben
Hat Dir etwas Besonderes gegeben.
Wann bist Du vielleicht mal eine Stufe abwärts gegangen,
um Dich dann wieder zu fangen
und den weiteren Aufstieg zu wagen.
Wo bist Du mit fliegenden Schritten hoch gelaufen,
musstest dann doch erstmal verschnaufen.
Gab es auch in Deiner Erinnerung Stolperstufen
Und Du hast nach Hilfe gerufen.
Warum sind manche Treppen für Dich schwer zu gehen.
Kannst Du es erst hinterher verstehen.
Wieso kommt Dir mancher Aufgang so lang vor;
Ist es das Wissen um einen traurigen Ort.

Kennst Du das auch,
manche Treppen haben einen hörbaren Lauf.
Sie knarren, quietschen, knistern
Sind vielleicht voller Gespenstern.

Auch das Schuhwerk macht Geräusche,
Klapper-, Gummi- oder Kunststoffsohlen.
Da hörst Du genau jeden kommen.
Und die Schritte der Menschen
sind so unterschiedlich ohne Grenzen.

Was kannst Du ezählen über Deine Lebensleiter
Und wie geht sie weiter.

A.Dix

Ein Beitrag von A. Dix

26.02.2023

An alle Menschen

Ich sitze in meinem warmen Zimmerchen am Schreibtisch.

Es ist der 1. Februar 2023.

Draußen geht grad die Welt unter

mit starkem Regen, Hagel und Gewitter.

Oben in den Harzer Bergen ist jetzt bestimmt das Schneechaos perfekt.

Hauptsache es rutscht keiner von der Fahrbahn weg.

Ich bin jedenfalls im Moment froh, die wirbelnden Tropfen

nur von drinnen zu beobachten.

Und ein Tässchen Tee zu trinken,

dem Block und der Feder meine Aufmerksamkeit zu schenken.

Wie geht es Ihnen in dieser Atmosphäre.

Wollen Sie doch gern mal vor die Tür gehen,

dass der Wind um Ihre Nase wird wehen

und den Kopf etwas freimacht.

So hätten Sie vielleicht für sich etwas geschafft.

Aber auch durchs Fenster dieses Spektakel anzuschauen,

kann Ihnen einige Gedanken zuraunen.

Die Natur freut sich über so viel Nass,

selbst manche Tiere haben ihren Spass.

Alles kann wieder anfangen zu gedeihen

Im Freien.

Bald zeigen sich die Christrosen und Schneeglöckchen

und dann die ganzen Frühlingsblümchen.

Darauf freuen wir uns doch alle

und in diesem Falle

stelle ich mal wieder fest,

das die Natur das Allerbeste ist.

Sie lässt uns nicht im Stich, gewiss.

Wir müssen sie nur mehr in Ruhe lassen

und dürfen den Blick dafür nicht verpassen

Nehmen Sie Ihre Sinne in die Hand

Und seien Sie gespannt

A. Dix

Ein Beitrag von A. Dix

22.11.2022

Liebe Trauernden


Das Schicksal kommt manchmal ohne Vorwarnung
und bringt einen in eine wütende und traurige Stimmung.
Man kann nichts rückgängig machen,
Nichts nochmal klären.
Der liebe Mensch ist nicht mehr da
und das ist leider wirklich wahr.
Doch immer wieder erinnert dieser Mensch uns
mit seinem Tun und seinen Worten
als wär er noch vor Orten.
Daran können wir ihn erkennen
und beim Namen nennen.
Vielleicht schickt er uns ein Zeichen bei manchen Fragen
und kann uns in seiner Stille so beraten.
Deshalb ist es, glaube ich, gut,
wenn wir ein Plätzchen für ihn haben.
Das gibt uns, denke ich, Mut.
Und es schenkt uns Kraft zum Denken,
damit wir nichts von uns verschenken
und alles in eine rechte Bahn lenken.
Der Mensch, der gegangen ist,
ist auch traurig darüber nicht mehr da zu sein
und was er bestimmt nicht will, ist,
dass wir uns nicht verstecken sollen und grollen.
Die Liebe ist stärker als der Tod.
Das ist fast ein Gebot.
Die Bedeutung, die dahinter steht, ist das Gedenken an den Menschen in diesen Tagen.
Um danach sich wieder neu zu fragen.
Und durch die Trauer Kraft zu schöpfen
Für unser Leben.
In Gedanken
Wünsche ich das Euch allen.
A. Dix

Ein Beitrag von A. Dix

08.03.2022

Liebe Menschen

Das höchste Gut des Menschen ist das Leben
Das darf man keinem nehmen.
Wir können uns gegenseitig so viel geben
Und bei Gefahr uns in jeder Sprache verstehen.

Die zwei Jahre Corona haben uns schon sehr viel abverlangt,
egal in welchen Berufszweigen oder im Familienclan.
Die Zeit hat uns auch gezeigt,
Das man im Miteinanderreden doch besser mal verweilt
Und man auch zu den Nachbarn schaut,
der vielleicht etwas braucht.
Von der Regierung ist man sehr eingeschränkt in seinem Tun,
vielleicht um mal zu denken und zu ruhen.
Doch haben diese Maßnahmen uns geholfen, dass wir nicht alle
schwer erkrankten.
Dafür müssen wir danken.

Jetzt kommt noch der hohe Spritpreis dazu,
der so manchen ans Limit bringt im Nu
und wir uns müssen überlegen,
was wir auf einer Fahrt können alles erledigen.
Alles wird teuer
Das ist uns bald nicht mehr geheuer.
Aber das schlimmste, was geschehen ist, ist der Krieg,
was man da Schreckliches sieht.
Die Menschen flüchten aus ihrer Heimat
Oder bleiben dort.
Die Angst ist überall vor Ort.
Sie nehmen Strapazen auf sich
Mit so viel Gewicht.
Sie erleben Unfassbares in diesem Jahrhundert.
In diesen Tagen mit Schmerz, Trauer und Ohnmacht.
Sie nehmen ihre ganze Kraft und ihren Mut.
Ihre Hoffnung „es wird doch wieder gut“
Wir alle wünschen es ihnen so sehr
Und jeder macht, was er kann und auch noch mehr.

Diese Menschen zeigen uns, man darf nicht aufgeben
In diesem Leben.
Man kann sich gegenseitig noch so viel geben.

A. Dix

Ein Beitrag von Martin R.

10.10.2021

Auch ein Beitrag zum Erntedankfest:

„Und kam die goldene Herbsteszeit…“ (Theodor Fontane)

Wer kennt ihn nicht, den freundlichen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, der zur Erntezeit die Kinder seines Dorfes mit den Früchten des Birnbaumes aus seinem Garten erfreut.
„Und kam die goldene Herbsteszeit und die Birnen leuchteten weit und breit, da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl, der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, so rief er: »Junge, wiste ‘ne Beer? Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn“.

Viele Schülergenerationen haben diese Ballade von Theodor Fontane lernen müssen, und viele in die Herbsteszeit ihres Lebens Gekommene erinnern sich immer noch gerne daran, auch wenn die Gegenwart für sie oft gar nicht golden aussieht.
„So ging es viel Jahre, bis lobesam der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. Es war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab“.

Der Alte fühlt sein Ende nicht nur, er sieht über diese Grenze hinweg.
Er plant, als wüsste er, wie es weitergeht.
Ist das die Gelassenheit des Glaubens, die durch den Horizont sehen kann?
Wir Hospizler*innen dürfen eine solche Haltung gelegentlich auch erleben, meistens aber ist es ganz anders.
Da wird geweint, da ist Trauer. Da sind Schmerzen und trostlose Einsamkeit.

Gegen allen Augenschein will ich daran festhalten, auch für die Menschen, die ich bis an ihr Lebensende begleiten darf:
Da ist auch Gnade, und für viele das dankbare Bewusstsein eines erfüllten Lebens!

Den Angehörigen bleiben die Erinnerungen,
ein „Paradies, aus dem sie nicht vertrieben werden können“.
„Und die Jahre gehen wohl auf und ab, längst wölbt sich ein-Birnbaum über dem Grab. Und in der goldenen Herbsteszeit leuchtet’s wieder weit und breit. Und kommt ein Jung übern Kirchhof her, so flüstert’s im Baume: »Wiste ‘ne Beer? « Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn, kumm man röwer, ick gew’ di ‘ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“

Auch wir sind gesegnet,
wenn wir uns
in Dankbarkeit
an unsere Verstorbenen
erinnern.

Martin R.

Ein Beitrag von Martin R.

28.06.2021

Die Seh-Hilfe

Es gibt Momente im Leben, in denen ich spüre, dass Ich mit meiner Brille nicht mehr den richtigen Durchblick habe, weder auf die Welt um mich herum, noch auf die Welt in mir!
Die Brille, durch die ich alles schwarz sehe, will ich nicht mehr,
die rosarote aber auch nicht!
Gibt es eine Brille, dir mir hilft, alles NEU zu sehen?
Mich auch?

Seit kurzem bin ich stolzer Urgroßvater. Beim Gespräch mit der jungen Mutter fällt mir deren wertschätzende Dankbarkeit für die helfende Begleitung der Hebamme auf. Mir wird dabei bewusst, wie selbstverständlich wir am Anfang eines Lebens diese Hilfe in Anspruch nehmen, was uns beim endgültigen Abschiednehmen oft so gar nicht gelingen will.

In dieser Lücke übernimmt die Hospizbewegung seit Jahren ehrenamtliche Verantwortung, so auch der Hospizverein Osterode unter dem Motto „Leben begleiten bis zuletzt“
Dazu brauchen wir Menschen, denen das Schicksal anderer nicht gleichgültig ist.

Das sind Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, die bereit sind, sich von uns zu „Lebensbegleiter*innen am Lebensende“ ausbilden zu lassen.
Sie sind betroffen, z.B. weil sie ihre ihre altgewordenen Eltern in ein Alten- und Pflegeheim haben bringen müssen und jetzt in der Pandemie erleben, wie schmerzhaft die Einsamkeit auf beiden Seiten zu ertragen ist.
>Der neue Durchblick< schenkt ein Bewusstsein dafür, dass die Probleme ohne ehrenamtliche Hilfen nicht zu lösen sind.

Fragen Sie sich vielleicht schon lange, ob Sie, genau Sie, dafür gebraucht werden?
Sie wollen aus Dankbarkeit für ein glückliches und erfülltes Leben etwas zurückgeben?

(„Dass ich die Liebe, von der ich leb, liebend an andere weitergeb“)

Sind Sie vielleicht neugierig auf das, was solche Erfahrungen aus Ihrem Leben machen?

Sie leben alleine und suchen neue Freunde?
Sie werden überrascht sein: Im Hospizverein werden Sie schon erwartet!

Sie sind auf der Suche nach einem neuen Lebensinhalt, nach einer neuen Lebensaufgabe, die den Dienst am Nächsten im Blick hat?

Und jetzt fragen Sie sich, wie soll das denn überhaupt gehen?

Am ersten Juli-Wochenende beginnen wir einen Kurs zur Ausbildung neuer „Lebensbegleiter*innen am Lebensende“. Interessierte können daran gerne noch teilnehmen, aber auch im nächsten Jahr werden wir wieder einen solchen Kurs anbieten. Gerne können Sie bei uns vorbeischauen oder an Gruppenabenden teilnehmen. Kontaktieren Sie uns über unsere Homepage und/oder über Tel. 05522 / 70 80 56

Herzlich willkommen !
Es gibt viel zu tun – Packen wir es an !
Wir brauchen Ihre Hilfe ! 

Martin Radtke

Ein Beitrag von A.Dix

07.06.2021

Wärme

Jetzt steigen endlich die Temperaturen
Und wir müssen nicht mehr so frieren
Viele Blumen zeigen ihre Knospen
So können wir hoffen
Die Maiglöckchen bei mir im Garten fangen nun zu blühen an
Es ist alles später dran
Man muss nur ein bisschen Geduld zeigen
Und mit dem Blick am Ball bleiben
Die Tomatenpflanzen werden höher
Und auch der Kohlrabi, der Fenchel und die Rote Beete werden größer

Auch wenn man keinen eigenen Garten hat
Kann man sich beim Spazieren gehen oder fahren
An den Beeten der anderen erlaben
Und an all den Naturfarben

Die Sonne wärmt nun unseren Körper und unser Gemüt
Dann kommt auch wieder mehr Mut zurück
Das gibt uns Lebenskraft
So werden die Alltagsdinge Stück für Stück wieder geschafft

A.Dix

Ein Beitrag von Martin R.

07.05.2021

„e n d l i c h   l e b e n“      

„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, so hat es Cicely Saunders, die Begründerin der modernen Hospizbewegung formuliert, und wir haben zusammen mit unserem Motto „Leben begleiten bis zuletzt“ damit den Informationsflyer unseres Vereins überschrieben.

Ähnliche Gedanken finden sich bei Alwine Paessens-Dege* in ihrem Buch End – lich leben :

  „End – lich  leben heißt,  zu leben mit dem Wissen um die Endlichkeit des Lebens, um   endlich zu leben, um freudiger, intensiver, bewusster und angstfreier dem Leben zu     begegnen.“

In meinem Beitrag für die Homepage vom März d.J. habe ich mich gefragt, ob ich in meiner Hospizarbeit zukünftig nicht nur „Leben bis zuletzt“ begleiten will, sondern ich mich fragen sollte, ob es nicht auch notwendig wäre, „wenn die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit als selbstverständliches und gut eingeübtes Element von Lebenskunst verstanden würde“ (Jürgen Wiebicke)

Wie solche Lebenskunst vor fast 200 Jahren konkret aussehen und das Leben gestalten konnte, habe ich

in einem Gedicht von Adelbert von Chamisso aus dem Jahr 1833 gefunden.

Ich zitiere es in dankbarer Erinnerung an meine 2016 verstorbene Frau, zu deren Lieblingstexten es gehörte:

Die Waschfrau

Du siehst geschäftig bei dem Linnen die Alte dort in weißem Haar,

die rüstigste der Wäscherinnen im sechsundsiebenzigsten Jahr.

So hat sie stets mit saurem Schweiß ihr Brot in Ehr und Zucht gegessen

und ausgefüllt mit treuem Fleiß den Kreis, den Gott ihr zugemessen.

Sie hat in ihren jungen Tagen geliebt, gehofft und sich vermählt;

sie hat des Weibes Los getragen, die Sorgen haben nicht gefehlt;

sie hat den kranken Mann gepflegt, sie hat drei Kinder ihm geboren;

sie hat ihn in das Grab gelegt und Glaub’ und Hoffnung nichtverloren.

Da galt’s, die Kinder zu ernähren; sie griff es an mit heiterm Mut,

sie zog sie auf in Zucht und Ehren, der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut.

Zu suchen ihren Unterhalt entließ sie segnend ihre Lieben,

so stand sie nun allein und alt, ihr war ihr heitrer Mut geblieben.

Sie hat gespart und hat gesonnen und Flachs gekauft und nachts gewacht,

den Flachs zu feinem Garn gesponnen, das Garn dem Weber hingebracht;

der hat’s gewebt zu Leinewand. Die Schere brauchte sie, die Nadel,

und nähte sich mit eigner Hand ihr Sterbehemde sonder Tadel.

Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es, verwahrt’s im Schrein am Ehrenplatz;

es ist ihr Erstes und ihr Letztes, ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz.

Sie legt es an, des Herren Wort am Sonntag früh sich einzuprägen;

dann legt sie’s wohlgefällig fort, bis sie darin zur Ruh sie legen.

Und ich, an meinem Abend, wollte, ich hätte, diesem Weibe gleich,

erfüllt, was ich erfüllen sollte in meinen Grenzen und Bereich;

ich wollt’, ich hätte so gewußt am Kelch des Lebens mich zu laben,

und könnt’ am Ende gleiche Lust an meinem Sterbehemde haben.

Martin Radtke

* „Lasst uns end – lich leben“ (Gedichte, Lieder, Geschichten und Texte, die an die Endlichkeit des Lebens erinnern)  Santiago Verlag / 2004

Ein Beitrag von Martin R.

17.03.2021

Corona ! Trost !! Ostern !!!

Es gibt wohl kaum ein Wort, das in der Gegenwart so häufig ausgesprochen wird wie >CORONA< (dabei klingt es in der Übersetzung von „Kranz“ oder „Krone“ so ungefährlich) und es gibt in der Gegenwart keine größere Bedrohung menschlichen Lebens als diese Corona-Pandemie.
In jeder Nachrichtensendung und in jeder Zeitung stehen die Hinweise auf Covid19-Infizierte und auf die mit oder an Covid19 Verstorbenen an vorrangiger Stellung.
Und wie gehen wir im Hospizverein damit um?
Unser Wunsch, „Leben begleiten bis zuletzt“, wird unmöglich gemacht durch die Besuchsverbote in Heimen und Krankenhäusern, unser bisher monatlich stattfindendes >Trauer-Cafe< ist geschlossen, Abstand und Maske erschweren jede menschenwürdige Sterbebegleitung.
Dabei ist das Virus ja nicht nur gefährlich für Bewohner*innen von Alten- und Pflegeheimen, sondern auch die Einsamkeit.
Wer von uns hätte sich vorstellen können, dass wir jemals Sterbende allein lassen müssen und Angehörigen bei der Bewältigung von Abschied und Trauer nicht mehr oder nur kaum hilfreich zur Seite stehen können?!
Dass nicht nur wir, sondern alle Hospizvereine durch den Rückgang von Spenden wirtschaftlich stark betroffen sind, soll abschließend nicht verschwiegen werden.

Ich bin mit vielen meiner Fragen auf ein Buch gestoßen: >TROST< von Thea Dorn.
Ihre Romanfigur Johanna platzt fast vor Wut, weil ihre Mutter im Krankenhaus gestorben ist, einsam und alleingelassen. „Gestorben, weil sie sich in ihrem verdammten Leichtsinn für unsterblich hielt. Gestorben, weil blinde Politiker nicht sehen wollten, welche Gefahr auf uns zukommt. Gestorben, weil Wissenschaftler fröhlich verkündet haben, mit ein bisschen Händewaschen und In-die-Armbeuge-Niesen sei dieses Virus schon auszutricksen. Gestorben, weil unsere Krankenhäuser von einer Seuche heillos überfordert sind.“
Ist eine derart einseitig zugespitzt und aggressiv formulierte Haltung deshalb auch schon falsch? Damit muss ich mich hier nicht auseinandersetzen, wohl aber mit der Frage, ob ich in meiner Hospizarbeit zukünftig nicht nur „Leben bis zuletzt“ begleiten will, sondern ich mich fragen sollte, ob es nicht auch notwendig wäre, „wenn „die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit als selbstverständliches und gut eingeübtes Element von Lebenskunst verstanden würde“ (Jürgen Wiebicke)
Ist das schon Trost?
„Würde ich anfangen, eine Trostliste anzulegen, müsste Musik ganz oben stehen“ schreibt Johanna. Hier klingt an, wie gefährlich es war und noch immer ist, das Überleben nur medizinisch zu begründen und die Gesundheit der Seele so sträflich zu vernachlässigen. Ich erinnere an die Aussage des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble: “Die Würde des Menschen ist ein höherer Wert als der Lebensschutz“.

Trost durch >OSTERN< ?
Gibt es neben der Musik auch eine theologische Trostkompetenz? Sicher nicht für diejenigen, die jenseits der Todesgrenze keinerlei Überraschungen mehr von ihrem Leben erwarten.
Andererseits steht Ostern genau dafür.
Das Stichwort heißt >Auferstehung<, heißt anders über den Tod nachzudenken; heißt über die Endlichkeit unseres Lebens überhaupt und wenn möglich sogar früher nachzudenken.
„Klug“ zu werden verspricht der Psalmbeter aus der Bibel demjenigen, der sich rechtzeitig darauf einlässt, dass er/sie sterben muss.
Mir verhilft diese Klugheit zu einer respektvollen Gelassenheit in der Begleitung alter und sterbender Menschen: „Geborgenheit im Letzten schenkt Gelassenheit im Vorletzten“ (Romano Guardini)

Ich grüße jede(n) Leser*in dieses Briefes und jede(n) Mitarbeiter*in unseres Hospizvereins zum Osterfest in dieser Gewissheit sehr herzlich, auch mit der Corona-Redewendung „Bleiben Sie gesund!“.

Martin R.

Ein Beitrag von A. Dix

24.02.2021

Hallo ihr lieben Menschen

Schaut weiter hier auf dieser Seite

Wir zeigen uns in ganzer Breite

Die Lage ist ja schwierig eben 

mit Einschränkungen in unser aller Leben

Man kann versuchen andere Dinge zu finden

man muss nur beginnen

Heute 19. Februar

wärmt die Sonne schon wunderbar

Auch wenn man sie nur durch das Fenster spüren kann 

macht sie uns einen leichten Gedankengang

Fast ist der Schnee weggetaut

und die Natur nimmt ihren Lauf

Bald stecken die Schneeglöckchen und die Krokusse ihre Köpfchen raus

und machen dem Winter den Garaus

Später sprießt auch der Kätzchenbaum

das Bild ist immer ein Traum

Man sieht die Nachbarn wieder im Garten

mit dem Spaten

Freundliche Worte werden gewechselt

und dabei das Geäst verhäckselt

Auch die Menschen, denen es nicht so gut geht

können dadurch fühlen und hoffen, dass es besser weitergeht

Die Tiere und die Natur geben uns alles pur

deshalb sehen, hören, riechen, schmecken sie

egal wann und wie 

im Dunkeln, im Hellen, im Regen oder im Sonnenschein

auf jeden Fall mit einem offenen Herzensschein

A. Dix

Ein Beitrag von Martin R.

31.12.2020

Vor zwei Jahren stand ich zum ersten Male vor der Aufgabe, als Hospizler einem sterbenden Menschen beizustehen und meine Angst, das Richtige zu tun, war groß. Meine Tochter sah meine Not und schenkte mir einen Text aus ihrem Adventskalender „Andere Zeiten“. Darin erzählt RACHEL NAOMI REMEN von einem Gespräch mit einem Krankenhausgeistlichen:

„Noch sehr jung und voller Eifer zu dienen, war er an das Krankenlager einer Frau gegangen, die am nächsten Tag einer schweren Operation unterzogen werden sollte. Sie hatte steif vor Angst in ihrem Bett gelegen. Kaum hatte er einen Stuhl herangezogen .und sich zu ihr gesetzt, da sagte sie auch schon: »Pater, ich habe das sichere Gefühl, dass ich morgen sterben werde.«
Während seiner Ausbildung war er auf eine solche Situation nicht vorbereitet worden, und nun saß er da und hatte absolut keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. Um seine Verwirrung zu überspielen, ergriff er erst einmal ihre Hand und hielt sie fest. Da begann sie zu erzählen. Er hörte ihr kaum zu; immer noch ihre Hand haltend, suchte er in seinem Gedächtnis krampfhaft nach irgendwelchen Worten des Trostes.
Als er den Raum betreten hatte, waren sie ihm noch alle präsent, aber nun waren sie wie weggewischt.
Die Frau sprach immer weiter und weinte auch ein wenig und sein Herz öffnete sich für sie in ihrer Todesfurcht. Schließlich schloss sie die Augen und er benutzte diese Gelegenheit, um Gott um Hilfe zu bitten, um die Worte, die ihm fehlten. Doch ihm fiel nicht das Geringste ein. Endlich schlief sie einfach ein und er ging, besiegt und überzeugt, nicht das Zeug zum Priester zu haben. Den Rest des Tages und die ganze Nacht hatte er damit verbracht, sich schmerzliche Gedanken über seine Unzulänglichkeit und über seine Berufung zu machen. Er hatte sich zu sehr geschämt, um die Frau noch einmal aufzusuchen.

Doch einige Wochen später hatte er einen Brief von ihr erhalten, in dem sie sich für all die wundervollen Dinge bedankte, die er während seines Besuches für sie getan hatte, und ganz besonders für die wunderbaren Dinge, die er zu ihr gesagt hatte, die Worte des Trostes und der Weisheit. Sie würde sie niemals vergessen. Und dann zitierte sie ausführlich, was sie ihn hatte sagen hören.
Der junge Pater begann zu lachen, und ich musste ebenfalls lachen. »Das ist schon so lange her«, sagte er immer noch lachend. »Wissen Sie, Rachel«, sagte er dann, »im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass Gott, wenn ich darum bete, jemandem helfen zu können, manchmal Ja sagt und manchmal Nein – und sehr oft auch: Geh mal zur Seite, Patrick. Ich mache das selber«“.

Trotz Corona gehe ich mit dieser Gewissheit ins neue Jahr: Niemand ist wirklich allein, im Leben nicht und auch nicht im Sterben!

Martin R.